Im Schwangerschaftskonflikt?
Beratungsstelle in Ihrer Nähe finden ...

Die Großeltern des Babys

Der Kontakt zu den eigenen Eltern, den Großeltern des Babys, kann unterschiedlich gut sein. Vielleicht seht ihr euch kaum, vielleicht wohnt ihr zusammen und sie unterstützen euch. Gegenseitiges Verständnis ist wichtig.

© Aurelie and Morgan David de Lossy / Cultura / via Getty Images

Wenn man als junge Mutter oder junger Vater mit Kind bei den eigenen Eltern wohnt, gibt es einiges, was man miteinander besprechen sollte. Zum Beispiel: Wer übernimmt welche Aufgaben im Haushalt? Kann dein Freund / deine Freundin jederzeit kommen und bleiben? Oder nur zu bestimmten Zeiten? Wie sehr dürfen sich Großeltern in die Erziehung ihres Enkelkinds einmischen?

Obwohl ihr jetzt selbst Eltern seid, haben eure Eltern noch das Erziehungsrecht für euch, solange ihr minderjährig seid. Sie können zum Beispiel über euren Schulbesuch bestimmen oder darüber, wann ihr abends zu Hause sein sollt. Einerseits selbst schon ein Kind zu haben und sich andererseits noch wie ein Kind behandelt zu fühlen, kann zu Konflikten führen. Falls es immer wieder Streit gibt, hilft nur, klare Regeln auszuhandeln und sich auch daran zu halten.

Will der Streit kein Ende nehmen, könnt ihr euch an eine Schwangerschaftsberatungsstelle wenden und um Unterstützung bitten. Die Beraterinnen und Berater suchen mit euch dann gemeinsam Wege, wie ihr das Familienleben friedlicher gestalten könnt. Die Beratung ist kostenlos und die Beraterinnen und Berater stehen unter Schweigepflicht.

Wer darf was bestimmen?

Bei minderjährigen, unverheirateten Eltern liegt die „tatsächliche Personensorge“ für das Baby allein bei der minderjährigen Mutter. Sie umfasst die tägliche Pflege und Erziehung des Kindes. Minderjährige sind aber nicht „voll geschäftsfähig“ – das heißt zum Beispiel, dass sie für größere Anschaffungen oder einen Vertragsabschluss (etwa einen Ausbildungsvertrag) die Unterschrift ihrer Eltern brauchen. 

Deshalb bekommt jedes Kind einer minderjährigen Mutter automatisch einen „gesetzlichen Amtsvormund“ beim Jugendamt. Dieser Amtsvormund regelt mit ihr gemeinsam alle Angelegenheiten, die das Kind betreffen und über die sie selbst noch nicht entscheiden darf. Dies sind zum Beispiel Erbschaftsregelungen, Versicherungs- und Sparverträge für das Kind oder Einverständniserklärungen für medizinische Eingriffe. Wichtig: Ein Amtsvormund darf keine Entscheidungen über den Kopf der jungen Mutter hinweg treffen, sondern sollte sie mit ihr abstimmen und eine einvernehmliche Regelung finden.

Auf Antrag beim Jugendamt kann die Amtsvormundschaft auch von einer bekannten privaten Person übernommen werden, zum Beispiel von den eigenen Eltern. Dies ist aber oft keine gute Lösung. So manchen Großeltern fällt es bei weitreichenden Entscheidungen schwer, die noch minderjährigen Eltern wirklich einzubeziehen. Vielen ist auch nicht klar, dass sie als „Vormund“ kein Erziehungsrecht für das Kind haben, was schnell zu Konflikten führen kann. Es macht also durchaus Sinn, die Amtsvormundschaft den „neutralen“ Profis beim Jugendamt zu überlassen.

Gegenseitiges Verständnis

Als jugendliche Mutter oder jugendlicher Vater wird man oft schneller erwachsen. Ihr müsst euch um eure eigenen Angelegenheiten kümmern und gleichzeitig um die Bedürfnisse eures Kindes. Eure eigenen Eltern wissen, was das bedeutet. Schließlich haben sie euch großgezogen.

Eure Eltern wollen für euch gewiss nur das Beste. Sie wünschen sich, dass ihr einen guten Lebensweg findet, gesund und zufrieden seid. Dass ihr plötzlich selbst schon ein Kind habt, macht ihnen vielleicht erst einmal große Sorgen. Und sie schaffen es auch nicht immer, ihre Sorgen zu verbergen. Das kann nerven. Aber vielleicht könnt ihr sie auch ein bisschen verstehen.

Bitte nicht einmischen

Eure Eltern haben euch einiges an Erfahrungen voraus. Manche erzählen gern, wie sie sich selbst früher verhalten haben („Als du noch klein warst, da habe ich dir immer … vor dem Einschlafen Tee gekocht … ein Lied vorgesungen …“). Manche versuchen es mit guten Ratschlägen („Du solltest jeden Tag mindestens einmal an die frische Luft …“). Andere wissen alles besser („Welche Windeln hast du denn da schon wieder gekauft? Die taugen doch nichts! …“). Einige meckern vielleicht einfach nur rum („Ich hab doch gleich gesagt, dass du noch viel zu jung für ein Kind bist …“). 

Wenn ihr ständig Ratschläge bekommt und es euch zu viel wird, sagt es euren Eltern. Ihr könnt frei entscheiden, welchen Rat und welche Form von Unterstützung ihr annehmen wollt. Wenn sie sich einmischen, versucht ihnen zu erklären, warum ihr etwas so macht, wie ihr es macht. Zeigt, dass ihr Verantwortung für euch und euer Kind übernehmt. Ihr könnt euch zum Beispiel gut über Säuglingspflege informieren. Wenn eure Eltern merken, dass ihr gut zurechtkommt, machen sie sich weniger Sorgen und mischen sich weniger ein.

Für ein gutes Verhältnis ist es wichtig, dass sich alle an Absprachen halten. Bedenkt vielleicht auch, dass es nicht selbstverständlich ist, wenn eure Eltern euch mit dem Kind unterstützen.

Stand: 14.07.2010