Im Schwangerschaftskonflikt?
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"Ich würde es nicht noch einmal tun"

Als Susanne mit 15 Jahren schwanger wurde, war sie sich ganz sicher, dass sie das Kind nicht haben wollte. Trotzdem war es schwer für sie, den Schwangerschaftsabbruch zu verarbeiten.

„Bloß kein Kind jetzt!“

Ich war damals in einer ziemlich chaotischen Situation. Meine Eltern hatten sich ein Jahr zuvor getrennt. Das machte mir noch sehr zu schaffen, obwohl ich zu meinem Vater nie ein gutes Verhältnis gehabt hatte. Meine Mutter und ich waren gerade in eine kleinere Wohnung umgezogen, das Geld war knapp geworden.

Durch den ganzen Stress war es auch in der Schule rapide bergab gegangen, meine Versetzung war gefährdet. Und mitten in diesem Durcheinander stellte ich fest, dass ich schwanger war – von einem Freund, den ich gerade mal ein paar Wochen kannte.

Mein erster Gedanke war: „Bloß kein Kind jetzt!“ Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich in meiner momentanen Situation ein Kind großziehen, ihm Wärme und Geborgenheit geben sollte. Für mich war schnell klar, dass ich einen Schwangerschaftsabbruch machen würde.

Ich bin dann zur Schwangerschaftsberatung gegangen. Die haben mir noch mal alle Möglichkeiten aufgezeigt, wie ich mit einem Kind klarkommen könnte, aber das hat mich nicht überzeugt. Ich fühlte mich einfach nicht reif genug dafür.

"Das hätte ich nicht erwartet."

Von dem Eingriff selbst habe ich nichts gemerkt, da ich eine Vollnarkose hatte. Aber hinterher ging es mir sehr mies. Ich bin aufgewacht und dachte zuerst, dass alles nur ein böser Traum war. Da ist mir eigentlich erst bewusst geworden, was ich getan hatte.

Tagelang habe ich praktisch nur geheult. Ich konnte auch nicht zur Schule gehen, hätte mich sowieso nicht konzentrieren können. Ich hatte nicht erwartet, dass mich der Abbruch so mitnehmen würde.

Mein Freund konnte das überhaupt nicht verstehen. Wir hatten ja vorher über alles geredet, und schließlich war es ja meine eigene Entscheidung gewesen. Trotzdem hatte ich irgendwie einen Groll auf ihn und habe mich sehr abweisend verhalten. Insgeheim habe ich ihm vielleicht auch die Schuld an meinem Elend gegeben, obwohl das ja nicht ganz fair war. Unsere Beziehung hat das jedenfalls nicht überstanden. Kurz danach haben wir uns getrennt.

Meine Mutter hat sich sehr lieb um mich gekümmert in den Tagen nach dem Abbruch. Sie hat sich extra ein paar Tage Urlaub genommen, um bei mir zu sein. Als es dann gar nicht besser wurde, hat sie mich überredet, noch mal zu der Beratungsstelle zu gehen, wo ich auch den Beratungsschein für den Abbruch bekommen hatte.

"Ich hatte nur mit dem Verstand entschieden"

Die Beraterin hat mir dann wirklich sehr geholfen. Sie hat mich erst mal reden lassen und immer wieder mal nachgefragt. Allein durch ihre Fragen ist dann schon ein bisschen Ordnung in meinen Kopf gekommen. Mir ist klar geworden, dass ich mich eigentlich vorher viel zu wenig mit der ganzen Sache auseinandergesetzt habe. Ich hatte nur mit dem Verstand entschieden und nicht auf meine Gefühle gehört. Das musste ich jetzt nachholen.

Die Beraterin hat mir zum Beispiel empfohlen, einen Brief an das Kind zu schreiben. Zuerst fand ich diese Idee komisch. Aber dann habe ich es ausprobiert, und es hat mir tatsächlich geholfen. Vor allem gegen die Schuldgefühle.

Mir ist dabei klar geworden, dass ich weder herzlos noch egoistisch war. In diesem Alter eine Schwangerschaft zu riskieren war verantwortungslos, aber mit meiner Entscheidung für den Abbruch habe ich doch am Ende Verantwortung übernommen. Trotzdem bin ich mir nach dieser Erfahrung ganz sicher, dass ich so etwas nicht noch einmal tun würde.